7 Tipps gegen Lebensmittelverschwendung
- 24. Feb 2019
Was können wir gegen Lebensmittelverschwendung tun? Rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Das muss man sich einmal vorstellen. Kann man sich sowas überhaupt wirklich vorstellen?
Egal ob Erzeuger, Händler oder Verbraucher - wir müssen Wege finden, das Problem anzugehen. Denn es sind nicht nur Lebensmittel, wir verschwenden auch Ressourcen, die zur Produktion benötigt werden. Im Folgenden haben wir für euch ein paar Tipps gegen Lebensmittelverschwendung zusammen gestellt:
1. Wertschätzung
Wertschätzung - ein großes Wort, aber damit fängt es an. Wir müssen unsere Lebensmittel wieder wertschätzen lernen. Und wir müssen die Menschen und ihre Arbeit wertschätzen, die unsere Lebensmittel produzieren. Bauer, Bäcker, Metzger, Schlachter, aber auch Tiere und Pflanzen verdienen Respekt und Wertschätzung. Das bedeutet zum einen natürlich eine faire Bezahlung der Waren und zum anderen die Bereitschaft alles vom jeweiligen Produkt zu verwenden, auch wenn es nicht immer den genormten Wünschen entspricht.
Wer schon einmal sein eigenes Gemüse aufgezogen hat oder vielleicht jede Woche mit seinem eigenen Sauerteig Brot backt, der weiß mit wie viel Aufwand und Liebe das verbunden ist. Ich empfehle jedem einmal das Erlebnis des Aufziehens von eigenem Gemüse vom Samen zur fertigen Frucht. Es verbindet und erdet uns und ist meiner Meinung nach der einfachstes Weg hin zu mehr Wertschätzung.
2. FCK MHD
Habt ihr schon einmal Produkte weggeschmissen, die ihr MHD überschritten hatten, ohne sie vorher zu probieren? Bei uns kam das früher durchaus vor. Dabei bedeutet MHD = Mindesthaltbarkeitsdatum nicht: es ist abgelaufen, also sofort in die Tonne damit!
Das MHD ist kein Verfalls- oder Wegwerfdatum! Es zeigt an, bis zu welchem Zeitpunkt das Produkt seine spezifischen Eigenschaften (Geschmack, Geruch, Farbe, Konsistenz, etc.) behält. Immer unter dem Aspekt der richtigen Lagerung und dem original verschlossenen Zustand.
Der Umgang mit dem MHD von uns Verbrauchern trägt ganz enorm zur Lebensmittelverschwendung bei. Höchste Zeit das zu ändern! Bevor ihr nächstes Mal etwas laut MHD "Abgelaufenes" in den Müll werfen möchtet, macht folgende Proben: Anschauen, Riechen und Schmecken. Die allermeisten Lebensmittel sind noch lang über das MHD hinaus verzehrbar. Und unsere Ur-Instinkte zeigen uns ganz verlässlich an, wann etwas nicht mehr genießbar ist. Habt ihr schon einmal einen tiefen Schluck umgekippter Milch getrunken? Dann wisst ihr sicherlich, wie schnell der Körper uns anzeigt: nein danke. Bei Eiern machen wir immer den Schwimmtest, wenn wir uns unsicher sind. Schwimmt das Ei oben, sollte man es lieber nicht mehr essen. Falls man einmal zu viele Eier gekauft hat, kann man Eiklar und Eigelb übrigens auch sehr gut einfrieren! Bei Fleisch und Fisch gilt das Verbrauchsdatum, also das Datum innerhalb das Produkt zu verzehren ist. Hier sollte man sich auf jeden Fall an das angegebene Datum halten, denn manche Krankheitserreger sind mit unseren Sinnen nicht wahrnehmbar.
Beim MHD sollte man also erst einmal überprüfen, ob das Lebensmittel wirklich schon schlecht ist oder man es noch verzehren kann. Und generell sollte man daran denken: Lebensmittel, die man gleich verarbeitet, müssen kein langes MHD haben. Man kann für den Frühstücksjoghurt am nächsten Tag getrost den Joghurt aus der Kühltheke greifen, der übermorgen abläuft, statt ein Glas aus der hinteren Reihe zu nehmen.
3. Es lebe das Schrumpelgemüse, die zweibeinige Karotte und die Tigerbanane
Wir leben in einer genormten Welt. Das mag seine Vorteile mit sich bringen, im Lebensmittelsektor führt das Genormte zur Verschwendung. Das immer wieder herangezogene Beispiel der krummen Gurke, die sich eben nicht so einfach in Kisten stapeln lässt, verdeutlicht das Problem sehr gut. Was nicht in die genormte Welt passt, kommt weg. Und da wir es bei Lebensmitteln mit Naturprodukten zu tun haben, wächst sehr vieles nicht in der gewünschten Norm. Aus krummen Gurken lässt sich aber ein ebenso guter Salat zubereiten wie aus einer geraden Gurke. In den Großhandel gelangen sogenannte Misfits meistens nicht. Solltet ihr aber beispielsweise auf dem Markt Obst und Gemüse zweiter oder dritter Wahl entdecken, greift ruhig einmal zu. Qualitativ stehen sie der Norm in nichts nach und meistens sind sie preislich deutlich günstiger. So bekommt ein Bauer wenigstens einen kleinen Lohn, wenn auch lächerlich geringen, für seine Mühen.
Nehmt doch auch einmal ein paar Tigerbananen mit, also die mit den braunen Punkten. Ich habe bis vor ein paar Jahren ja nur unreife noch fast grüne Bananen gekauft und gegessen. Die reifen Bananen schmeckten mir einfach zu sehr nach Banane. Klingt komisch, ist es auch. Mittlerweile kaufe ich nur noch reife Bananen, vorzugsweise nehme ich die richtig reifen schon leicht braunen Bananen günstiger und umsonst mit. Falls wir sie nicht gleich verbrauchen, frieren wir sie ein. Das ist sowieso unser Lebensmittelverschwendungstipp Nummer eins: alles, was man nicht gleich verbrauchen kann, friert man ein. Wie das Einfrieren möglichst plastikfrei funktioniert, haben wir euch hier schon einmal aufgeschrieben.
Kennt ihr das auch, diese Gemüseleichen im Kühlschrankfach? Braune, ganz weiche Karotten und schon steinharte Selleriestücke. Diese Kühlschrankleichen wandern bei uns zusammen mit Abschnitten aller Art in einen Behälter im Gefrierschrank und werden bei Gelegenheit zu einer Gemüsebrühe verkocht. So reduzieren wir unseren Biomüll, verschwenden nichts und haben am Schluß auch noch leckere Gemüsebrühe.
Schrumpelgemüse lässt sich aber auch hervorragend für Ofengemüse verwenden. Gemüse klein schneiden, mit Öl und Gewürzen in einem tiefen Blech mischen und bei 180°C Umluft für etwa 30 Minuten in den Ofen.
4. Richtige Lagerung
Ein wichtiges Thema zu Vermeidung von verdorbenen Nahrungsmitteln ist die richtige Lagerung. Beim Bundeszentrum für Ernährung findet sich eine Auflistung für Kühlschrank, Gefriertruhe, Vorratsschrank und Keller.
Brot liegt bei uns im Stoffbeutel mit der Anschnittseite auf dem Brett. Trockene Lebensmittel lagern wir in verschiedenen Glasgefäßen im Vorratsschrank. Dabei sollte man immer darauf achten, die älteren Produkte vorn zu lagern. Um Verderben zu vermeiden, verbrauchen wir in regelmäßigen Abständen (etwa 2-3mal im Jahr) alle trockenen Lebensmittel, bevor wir neue Produkte kaufen.
Bei unserer Vorratshaltung spielt das Einfrieren eine wichtige Rolle. Vor allem wenn wir viel Obst, Gemüse und Kräuter im Garten ernten, frieren wir einen großen Teil davon ein. So können wir im Winter auch mal auf Paprika, Bohnen oder Kirschen zurückgreifen ohne teure Flugware kaufen zu müssen. Gemüse, Obst und Kräuter lassen sich gut mindestens ein Jahr im Gefrierschrank lagern, bei Fleisch und Fisch sind es etwa 6 Monate bis zu einem Jahr.
5. Essenreste verwerten
Vom Mittagessen ist Gemüse oder ein bisschen Reis übrig geblieben. Super, daraus lässt sich die nächste Mahlzeit zusammen bauen. Werdet kreativ, in Zeiten der bunten Bowles ist alles erlaubt. Da kann man gern auch einmal die letzten zwei Löffel Pasta zum restlichen Salat von gestern Abend geben, aus alten Crackern und Nüssen angeröstet tollen Crunch zaubern. Vielleicht findet sich auch noch irgendein angefangenes Antipasti-Glas im Kühlschrank, das unbedingt aufgebraucht werden muss und schon hat man einen bunten Resteteller. Wer möchte da noch Reste vom letzten Essen wegschmeißen?!
6. Verschenken statt wegschmeißen
Ihr kennt das sicher: man kauft ein neues Produkt und merkt, das ist so gar nicht meins. Nun hättet ihr das Produkt vielleicht gleich in die Tonne gekloppt, aber wir möchten unsere Lebensmittel wieder wertschätzen. Also überlegt kurz, wer daran eine Freude hätte und schenkt das Produkt in der Familie oder dem Freundeskreis weiter. Eventuell könnt ihr auch in der Nachbarschaft eine Zu-verschenken-Kiste aufstellen, die zum Tauschen und Verschenken anregt.
7. Lebensmittelretter werden
Es gibt mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten aktiv gegen Lebensmittelverschwendung anzugehen. In den eigenen vier Wände sollten wir so kreativ wie möglich mit den Lebensmitteln umgehen, damit wir keine Reste produzieren. Im Laden oder auf dem Markt können wir immer wieder zweite Wahl oder aussortierte Produkte kaufen, die kurz vor dem Ablaufen des MHD stehen. Man kann sich aber auch Vereinen anschließen, die aktiv Lebensmittel retten und umverteilen. Außerdem gibt es Abokisten, die gerettete Lebensmittel anbieten (Etepetete, Sirplus, Rübenretter, etc.). Bei der App To good to go kann man Lebensmittel in seiner Nähe retten, die bspw. in Restaurants, Cafés oder Bäckereien übrig bleiben.
Es gibt also viele Möglichkeiten, wie wir Verbraucher es vermeiden können Lebensmittel weg zu schmeißen. Natürlich müssten Einzelhandel, Großhandel, Produzenten und auch die Politik nachhaltig das System ändern, aber jeder Einzelne von uns kann im Privathaushalt dazu beitragen und hat eine wichtige Stimme mit seinem Kassenzettel (den man sich übrigens einfach nicht ausdrucken lassen sollte, spart viel Müll).
Zum weiterschauen:
ARTE Re: Zum Verzehr geeignet. Reste kreativ verwerten
Zum weiterlesen:
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Zu gut für die Tonne
Sophia Hoffmann: Zero Waste Küche
Today is: Foodsaver werden - alle Infos zu Foodsharing
Franzi Schädel: Die Tafeln, der Überkonsum und das System
the-ONGC: Lebensmittelverschwendung - wir müssen mehr Lebensmittel retten
Wollt ihr noch mehr?
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Kommentare
Lars
29.11.2019
Verschenken statt wegschmeißen ist immer eine sehr gute Idee, wenn es um Lebensmittel geht. Ein Freund von mir arbeitet in der Gastronomie und hat gesagt, da ist es etwas schwerer kein Essen wegzuwerfen. Vielleicht könnte man in der Gastronomie aber auch Rese an die Tafel weitergeben. Oder vielleicht wäre es auch möglich mit dem Lebensmittel Großhandel für Gastronomie abzusprechen, dass überschüssige Ware wieder zurückgegeben werden kann!
Eva
21.03.2019
Hallo Eva,
ich finde es super, dass du und dein Mann euch so gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. Zum Thema "Essen verschenken statt verschwenden" möchte ich gerne noch auf die Initiative "Foodsharing" aufmerksam machen, welche hier kurz vorgesetellt wird: https://speisekarte.menu/blog/foodsharing-rette-lebensmittel
Ich denke es ist vor allem der Gedanke und die fehlende Flexibilität vieler Menschen, dass alle Produkte stets verfügbar sein müssen, die diese Art von Verschwendung überhaupt erst möglich macht. Ich finde es ganz im Gegenteil anregend, wenn nicht immer alles da ist, dann kann man kreativ sein!
Liebe Grüße,
Die Namensvetterin (Eva)
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